1939 übernahm der langjährige Spritzenführer Franz Möllers als Wehrführer die Freiwillige Feuerwehr. Hoch motiviert und voller Überzeugung widmete sich der sog. "Führer Franz" dem weiteren Ausbau der Wehr und der Ausbildung des Nachwuchses zu guten Feuerwehrmännern. Mit Ausbruch des Krieges im September 1939 kamen auf die Freiwilligen Feuerwehren im allgemeinen und die Dülmener Wehren im besonderen schwere, ungeahnte Aufgaben zu. Hierzu zählte insbesondere der zivile Luftschutz.

Gleichzeitig wurde die Schlagkraft der Wehr durch die Einberufung aktiver Kameraden zum Kriegsdienst immer weiter geschwächt. Die entstandenen Lücken mussten durch dienstverpflichtete Männer geschlossen werden, die vielfach das Militärdienstalter überschritten hatten. Größtenteils waren die verpflichteten Mannschaften mit Freude bei der Sache, und einige wetteiferten mit den aktiven Männern im Hinblick auf Pflichtgefühl und Einsatzbereitschaft.

Im zweiten Kriegsjahr mussten in den Sommermonaten jeden Sonntag Bereitschaftswachen gestellt werden, denen ständige Nachtwachen in den weiteren Kriegsjahren folgten. Auf Anraten der Regierung entschloss sich die Stadt im Jahre 1942 zu der Anschaffung eines schweren Löschfahrzeuges, eines LF 15, der „Grünen Minna". Nun besaß die Wehr neben dem 12 Jahre alten Brennabor-Zugfahrzeug ein hochmodernes Fahrzeug, das allen damaligen Ansprüchen gerecht wurde. Die Bestückung und Ausrüstung dieser Wagenklasse war so ausgelegt, dass alle Geräte zur Bekämpfung von Bränden mittleren bis größeren Ausmaßes vorhanden waren und mitgeführt werden konnten. Um das Risiko einer Zerstörung des gesamten Fuhrparks durch einen Bombenangriff zu reduzieren, urde der alte Mannschaftswagen umquartiert. Das neue Fahrzeug blieb jedoch auch in der Zeit der schweren Luftangriffe im Gerätehaus untergestellt.

Im Jahre 1943 wurde von jeder Freiwilligen Feuerwehr mit großem Löschfahrzeug die Bildung einer Bereitschaftsgruppe verlangt. Da die Dülmener Wehr mit dem im Jahre 1942 beschafften LF 15 ein solches Fahrzeug besaß, musste eine entsprechende Gruppe aufgestellt werden, die bei Luftangriffen in der Lage war, schnell zu reagieren. Zu der zunächst aus aktiven Feuerwehrmännern bestehenden Gruppe mussten später auch Dienstverpflichtete herangezogen werden, die sich in Folge einer gelebten Kameradschaft sehr gut integrierten und bewährten.

Durch regelmäßige Übungen wurden sie mit den Aufgaben der Feuerwehrmänner vertraut gemacht. Nicht unerwähnt bleiben soll auch die Feuerwehrgruppe der Hitlerjugend, denn auch diese brachte großes Interesse für den Dienst mit, so dass sie mit der Zeit eine wichtige Abteilung der Wehr wurde. Als Melder und im leichteren Dienst vollbrachten die Mitglieder beachtliche Leistungen. Einige Mitglieder dieser im Grunde ersten Jugendfeuerwehr sind der Wehr treu geblieben und gehören ihr auch über die Zeit des aktiven Dienstes hinaus als Mitglieder der Ehrenabteilung heute noch an. Es waren, bzw. sind dieses u.a. Josef Reinermann und Heinrich Rips.

Seit Februar 1944 musste die Bereitschaftsgruppe bei jedem Flieger-Vollalarm im Feuerwehrgerätehaus einsatzbereit versammelt sein, um bei Notfällen sofort ausrücken zu können. Unter oft größter Lebensgefahr, wenn feindliche Flieger noch in der Luft kreisten, fuhren die Wehrmänner dann los, um Mitmenschen beizustehen und Hilfe zu bringen. Die Bereitschaftsgruppe wurde in vielen Fällen zu Lösch- und Bergungsarbeiten bei größeren Katastrophen und nach Großangriffen aus der Luft zu Hilfeleistungen gerufen. So wurde sie wiederholt unter Führung von Haupttruppführer Hubert Conrad in folgenden Orten eingesetzt: Dortmund, Hamm, Gelsenkirchen, Münster und Coesfeld. Hinzu kamen für die Gesamtwehr die Einsätze im hiesigen Raum, wie durch Fliegerbeschuss hervorgerufene Brände von Eisenbahnzügen, Wald- und Moorbrände sowie die Brände in der Stadt.

Geräteraum neben dem Lüdinghauser Tor am Ostring. Der Geräteraum wurde bis in die ersten Nachkriegsjahre (1946/47) genutzt.
Geräteraum neben dem Lüdinghauser Tor am Ostring. Der Geräteraum wurde bis in die ersten Nachkriegsjahre (1946/47) genutzt

 Häufig musste beim Rückmarsch auf Grund von Tieffliegergefahr volle Deckung genommen werden. Im Sommer 1944 wurde, da aus den Reihen der Feuerwehrmänner immer mehr Männer zum Heeresdienst herangezogen wurden, auch eine Anzahl junger Mädchen als Feuerwehr-Helferinnen eingesetzt und im Feuerwehrdienst ausgebildet. Als der Krieg den Höhepunkt erreicht hatte und schon einzelne Feuerwehrmänner sich den dauernden dienstlichen Anforderungen nicht mehr gewachsen fühlten, hielt besonders die Bereitschaftsgruppe bis zum Schluss den Feuerschutz aufrecht. Die unzähligen Angriffe auf die Stadt brachten auch viele Feuerwehrleute um ihr Hab und Gut. Viele von ihnen verloren im Bombenhagel ihr Leben. Beim Angriff am 14. Januar 1945 (Heinrichstraße und Möbelfabrik Bergjohann) wurde Obertruppführer Ferdinand Niehues nebst Tochter in seiner Wohnung durch Bombensplitter tödlich getroffen. Am 11. Februar traf es beim Angriff auf das Krankenhaus den Kameraden Hans Spangemacher. Fünf Kameraden und zwei Jugendfeuerwehrmänner hoben noch unter Fliegerbeschuss ein Grab für ihn aus und betteten ihn zur letzten Ruhe. Am 26. Februar fiel in Mettingen die Feuerwehr-Helferin Liesel Gernemann einem Tiefflieger-Angriff zum Opfer. Sie hatte an der dortigen Feuerwehrschule an einem Kraftfahrerinnen-Lehrgang teilgenommen. Am 21. März kamen beim großen Angriff auf Dülmen Alfons Rubbert, seine Frau und deren Mutter durch Volltreffer auf sein Haus ums Leben. Er hatte der Wehr seit der Gründung angehört und blieb vielen Kameraden aufgrund seines Humors und seines ausgesprochen geselligen Wesens in guter Erinnerung. Ferner wurde am 21. März Kamerad Bernard Winkelmann durch einen Bombensplitter getroffen. Der frühere Kamerad Anton Kersting, der in den Nottagen wieder zur Freiwilligen Feuerwehr zurückkehrte, fiel am 22. März bei der Rettung seiner eigenen Habe, nachdem er bis zuletzt noch anderen geholfen hatte.Kersting hatte sich seit der Gründung der Wehr mit seiner ganzen Person für die Belange der Feuerwehr eingesetzt.

Die Märztage 1945 brachten der Stadt Dülmen immer stärkere Angriffe alliierter Streitkräfte. Höhepunkte der Angriffe waren der 21. und 22. März 1945.Tag und Nacht waren die Wehrmänner fast pausenlos im Einsatz und konnten die Einsatzkleidung kaum noch ablegen. Obwohl in Folge von Krankheit, Erschöpfung oder auch nervlicher Überbeanspruchung immer mehr Kameraden ausfielen, blieben noch viele einsatzbereit. Hier sind vor allem die Fahrer des Löschfahrzeugs, Klaas und Wille, und die Kameraden der Bereitschaftsgruppe zu nennen. Am 21. März musste auswärtige Hilfe angefordert werden, denn die Stadt brannte nahezu in voller Ausdehnung. Die Feuerwehren der Kreise Lüdinghausen, Münster und Recklinghausen stellten ihre Bereitschaften zur Verfügung. Trotz dieser Hilfe gelang es den Kameraden nicht, die Stadt zu retten. Obwohl die Feuerwehren mehr als 100 Strahlrohre vornahmen, konnten sie nicht verhindern, dass Dülmen am 22. März 1945 nahezu vollständig in Trümmer fiel. Den Bürgern Dülmens wurde unsägliches Leid zugefügt, dessen Ausmaß heute nur schwer vorstellbar ist. Sanitäter, Feuerwehrmänner und Freiwillige bemühten sich gleichermaßen, Hilfe zu leisten. Diese kam jedoch aufgrund der katastrophalen Lage für Verschüttete und Verletzte vielerorts zu spät. Die angeforderten auswärtigen
Hilfs- und Rettungstrupps kamen auf dem schnellsten Wege herbeigeeilt, aber auch sie konnten, teilweise noch unter Beschuss der kreisenden Flieger, nur notdürftig Straßen räumen und gefährlich gewordene Giebel und Mauerreste umlegen. Noch während brennende Gebäude von Feuerwehrmännern der Wehren Buldern und Hiddingsel gelöscht wurden, machte ein plötzlich einsetzender Luftangriff alle Bemühungen zunichte, die Brände unter Kontrolle zu bringen. Spreng- und Brandbomben schlugen in unmittelbarer Nähe der Einsatzgruppen ein. Ein Großteil der Kameraden wurde in der alten Berufsschule am Bült verschüttet. Die gesamte Ausrüstung, darunter auch das von Gisbert Freiherr von Romberg gestiftete Einsatzfahrzeug und etwa 1000m Schlauchmaterial, wurde ein Opfer der Flammen. Glücklicherweise konnten sich die verschütteten Feuerwehrmänner frei schaufeln und ohne größere Verletzungen aus den Trümmern steigen.

Diesen Männer gilt ein ganz besonderer Dank und große Anerkennung, da sie bis in die letzten Stunden des Krieges hinein unter Einsatz des eigenen Lebens ihre Pflicht taten. Mit dem Verlust der gesamten Ausrüstung, vor allem aber des Einsatzfahrzeuges, war die Einsatztätigkeit der Feuerwehr Buldern vorerst zwangsläufig beendet. Trotz des großartigen Einsatzes aller Feuerwehrleute in den letzten Kriegstagen konnte die totale Zerstörung der Stadt Dülmen nicht verhindert werden.Auch das Gerätehaus brannte mit Wohnung und Gerätepark einschließlich des alten Mannschaftswagens aus. Viel Schlauchmaterial, das noch auslag, wurde unter den Trümmern verschüttet. Das Löschfahrzeug, die "Grüne Minna", blieb zwar bei den Angriffen unversehrt. Es wurde jedoch einschließlich seiner Bereifung vollständig ausgeplündert.