„Am Montag, 10.8.1975 erhielt ich als damaliger Löschzugführer von Hausdülmen eine Vorinformation vom Ordnungsamt Dülmen, dass ich schon mal Verpflegung für 65 Mann und drei Tage organisieren solle, wir erhielten in Kürze den Abmarschbefehl zum Einsatz im Katastrophengebiet Lüneburger Heide, wo Hunderte von Hektar Wald in Flammen standen. Um 17.00 Uhr gab es dann Sirenenalarm; die Einsatzkräfte kamen so wie sie waren zu den Gerätehäusern und erfuh-ren erst dort, dass es für drei Tage ins Waldbrandgebiet gehen sollte, wo bereits mehrere 1000 Feuerwehrleute gegen die Flammen kämpften.

Keine Abschiedsmöglichkeit, keine Ersatzkleidung, keine Kulturtaschen, nur das, was sie am Körper trugen und die Einsatzkleidung, wurde mitgenommen. Bereit-schaftsführer Josef Reinermann führte das Kommando; der Abmarschbefehl wurde durch Kreisbrandmeister Hubert Kentrup erteilt. Dass aus den vermuteten  zwei bis drei Tagen später acht Tage werden sollten, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Einsatzmäßig, d.h. mit Blaulicht und Martinshorn fuhr man bis Celle-Groß Hehlen, wo man in der Landesfeuerwehrschule tanken und Verpflegung fassen wollte.

Für Letzteres war dann jedoch keine Zeit. Als die Bereitschaftspolizei uns abkommandierte, konnten wir gerade noch ein paar Stullen auf die Hand nehmen und wurden dann nach (Celle) Hustedt-Bahnhof) geführt. Während dort bereits drei Scheunen brannten, konnten wir alle anderen Häuser dieses Dorfes vor dem Feuer bewahren, obwohl der gesamte, das Dorf umgebende Hochwald bis in seine Kronen in Flammen stand. Nach-dem das Feuer soweit unter Kontrolle war, dass es im Dorf keinen Schaden mehr anrichten konnte, fuhren wir runter nach Hustedt-Dorf, wo sich auch das Zuchthaus der Stadt Celle befand. Hier galt es, das Künstlerhaus der GEMA vor den Flammen zu bewahren.

Zwei kleine Unimogs vom Typ LF8 blieben zur Eigensicherung stets in der Nähe der Einsatzkräfte, während die Fahrzeuge vom Typ LF16 aus Hiddingsel, Coesfeld und Lüdinghausen für die Löscharbeiten einge-setzt wurden. Die Einsätze reihten sich pausenlos anein-ander. Für Schlaf war keine Zeit, allenfalls für ein Nickerchen unter freiem Himmel, immer mit der Gefahr, dass die Feuerwalze einen einholte. So kam es, dass die Einsatzkräfte am Samstagmorgen nach vier Tagen und Nächten harter Arbeit ohne Kleidungswechsel, Rasur, Zähneputzen und sonstiger Körperpflege völlig entkräf-tet von der Austauschmannschaft unter Zugführer Bernhard Lewe angetroffen wurden, der die 60 Ersatzkameraden aus dem ganzen Kreis Coesfeld - in beiden Fällen waren acht Dülmener eingesetzt - zu ihren Einsatzstellen begleitete.

Die offizielle Versorgungslage war zwar schlecht, die Dülmener Kameraden hatten jedoch viel Glück. Der ehemals in Dülmen stationierte Küchenfeldwebel Borgmann, der auch noch verwandtschaftliche Beziehungen nach Dülmen hatte und nun in der Kaserne stationiert war, die zum Tanken und zur medizinischen Versorgung mehrmals täglich angefahren wurde, sorgte für das leibliche Wohl der Kameraden aus Dülmen.

Ein bis heute erhaltenes Denkmal setzten sich die Dülmener Kameraden Friedhelm Pabst und Rainer Unterberg, die mit einem Feuerwehr-Beil „Feuerwehr Dülmen" in einen großen Findling einmeißelten und mit roter Farbe hervorhoben. Diesen „Gedenkstein" kann man heute noch in Hustedt-Dorf sehen.