Dülmen. Man stelle sich vor, es brennt - und niemand geht hin?! Der leicht abgewandelte Anti-Kriegs-Slogan aus den 80er-Jahren könnte für die Feuerwehr Dülmen bald Realität werden. „Wir haben Nachwuchssorgen“, gibt Wehrführer Uwe Friesen unumwunden zu. Gerade im Bereich von Dülmen-Mitte fehlen Einsatzkräfte. Zugführer Carsten Menker ergänzt: „In Spitzenzeiten hatten wir mal 80 Feuerwehrmänner für Dülmen-Mitte. Aktuell sind es nur noch 55. Gut wären aber mindestens 60 bis 65 Männer und Frauen.“

Somit sind die derzeit aktiven Feuerwehrmänner und -frauen mehr als gewünscht belastet. Offensichtlich wurde der Mangel vor gut einem Jahr, sieht Friesen auch einen Bezug zur Wirtschaftskrise. „Viele Mitglieder unserer Feuerwehr mussten sich aufgrund ihres eigentlichen Berufes verändern, sind zum Beispiel nach Bonn oder Dortmund gezogen.“ Ferner werde es immer schwerer, Arbeitgeber zu finden, die Feuerwehrkräfte für die Einsatzdauer freistellten, obwohl sie per Gesetz dazu verpflichtet seien. „Einige unserer Kameraden haben Angst um den Job und bitten um Verständnis, dass sie nicht mehr mit ausrücken können.“ Das verschärfe die angespannte Situation natürlich noch.


Ein Loch klaffe derzeit besonders bei den Kameraden im Alter zwischen 30 und 40 Jahren. Friesen: „Wir wissen, dass wir es kaum stopfen können. Aber wir müssen reagieren.“ Daher werben Friesen und Menker um den Nachwuchs. „Bei uns kann man die Freizeit sinnvoll mit und für andere gestalten“, so der 36-jährige Brandinspektor Menker, der seit 18 Jahren bei der Feuerwehr Dülmen dabei ist.

„Bislang haben wir noch jedes Feuer ausbekommen, jede eingeklemmte Person rechtzeitig befreien können“, will Stadtbrandinspektor Uwe Friesen noch nicht in Hysterie verfallen. Aber bei der Feuerwehr brennt es durchaus. „Wir handeln weitsichtig. Wenn wir jetzt nicht reagieren, haben wir in einigen Jahren ein ganz großes Problem.“

Daher appellieren die beiden erfahrenen Feuerwehrmänner an die Dülmener, die in ihrer Heimatstadt auch arbeiten, den Kontakt zur Feuerwehr zu suchen. „Wir können Unterstützung gebrauchen.“

Der erste Hilferuf vor einigen Wochen in der DZ brachte bereits erste Erfolge. „Da haben sich bereits drei junge Männer gemeldet“, sagt Friesen. Da dieses Jahr aber auch vier Blauröcke, die das 60. Lebensjahr vollendet haben und damit aus der Feuerwehr Dülmen ausscheiden, nicht mehr zur Verfügung stehen, hat sich die Situation aber noch nicht gebessert.


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Die Feuerwehr sucht junge Frauen und Männer, die gesund sind, Spaß am sozialen Engagement haben und handwerklich nicht ganz ungeschickt sind. Ab 18 Jahren können die künftigen Einsatzkräfte sofort in den aktiven Dienst aufgenommen werden. Zugführer Carsten Menker: „Zunächst einmal treffen wir uns zu einem Gespräch, um sich gegenseitig kennenzulernen.“ Übungsabende und erste kleiner Aufgaben im Hintergrund bei Einsätzen schließen sich an. Bei Interesse und Eignung folgen dann die Grundausbildung zum Feuerwehrmann (4 Wochenenden), zum Funker (2 WE) und Atemschutz (3 WE). Carsten Menker: „Besonders angesprochen sind auch Frauen.“ Interessenten können sich auf der Wache in Dülmen, Telefon-Nummer 02594 / 3949 melden.