Dülmen. John Kuhlmann ist Leiter der Dülmener Feuer- und Rettungswache. Gerade Letzteres zu betonen, ist dem Merfelder wichtig. Denn: „Die Hälfte meiner Arbeit ist für den Bereich Rettungswesen vorgesehen.“ Und der sei, was viele nicht wüssten, mittlerweile ziemlich angewachsen an der August-Schlüter-Straße. So arbeiten auf der Wache 22 hauptamtliche Feuerwehrleute - und gut 50 Frauen und Männer im Rettungswesen.

Da passt es, dass Kuhlmann sich in beiden Bereichen aus eigener Erfahrung gut auskennt. 2002 absolvierte er einen Zivildienst im Rettungsdienst des Kreises, war auch während seines BWL-Studiums bis 2009 hier weiter tätig. Danach ging er in die freie Wirtschaft, zu einem medizinischen Unternehmen - und merkte irgendwann, dass ihm etwas fehlte. Als er von Münster zurückzog nach Merfeld, wo er aufgewachsen ist, war für ihn längst klar: „Dann trete ich dort in die Feuerwehr ein.“

Bald reifte der Gedanke, ob das nicht beruflich ebenfalls etwas wäre. 2019 wagte er diesen Schritt und fing als Quereinsteiger bei der Berufsfeuerwehr in Herne an. Im November 2022 dann der Wechsel als stellvertretender Leiter zur Dülmener Wache. Als sein Vorgänger Gerrit Schulmeyer im Januar verstarb, übernahm Kuhlmann, Dienstrang Stadtbrandinspektor, erst kommissarisch die Leitung, ab Mai offiziell.

Wer länger mit dem 41-Jährigen spricht, der merkt schnell: Hier lebt einer für seinen Job. „Ich bin mit Leib und Seele Feuerwehrmann“, sagt Kuhlmann dann auch lachend. Und das nicht nur tagsüber, wenn er zu Bürozeiten der Einsatzleiter vom Dienst ist und ab einer gewissen Alarmierungsstufe immer mit ausrückt. Sondern auch nach Feierabend, als einfaches Mitglied im Löschzug Merfeld. „Ich habe dann kein Problem damit, mich hinten ins Auto reinzusetzen und mich fertigzumachen für den Angriffstrupp“, versichert Kuhlmann. Im Gegenteil: „So behält man den Blick für das Feuerwehr-Handwerk.“

Bewusst absolviere er hin und wieder 24-Stunden-Schichten als einer von vier hauptamtlichen Feuerwehrmännern, die rund um die Uhr auf der Wache einsatzbereit sind. Wenn es der Terminkalender zulässt, will Kuhlmann demnächst eine Schicht auf dem Rettungswagen machen. Denn er ist ausgebildeter Notfallsanitäter - und möchte das auch bleiben, also weiter Fortbildungen besuchen. „Es ist viel einfacher, Verständnis dafür zu entwickeln, wenn man selbst auf den Fahrzeugen gesessen hat.“

Abseits davon genießt er jedoch, als Wachleiter vergleichsweise „normale“ Arbeitszeiten zu haben. Denn: „Die Familie ist total wichtig, um im Feuerwehr-Tagesgeschäft auch mal loslassen zu können“, betont der Wachleiter. „Das ist für mich mein Ausgleich.“ Mit seiner Frau und den drei Kindern, das vierte kommt sehr bald dazu, fühlt er sich in Merfeld wohl. Hobbys? „Laufsport ist mein Ding“, antwortet Kuhlmann, der früher „intensiver Marathonläufer“ war.

Aber zurück zur Arbeit. Neben den alltäglichen Aufgaben nimmt vor allem der geplante Neubau der Wache an der Nordlandwehr viel Zeit in Anspruch. „Gerrit Schulmeyer hat das aber super vorbereitet“, lobt Kuhlmann seinen Vorgänger. „Mit seinem Raumbuch hat er den Grundstein der Planungen gelegt. Da war es für mich relativ einfach, auf den Zug aufzuspringen.“ Daneben stehen aktuell Gespräche zum Rettungsdienstbedarfsplan des Kreises an, außerdem welche für den städtischen Haushalt 2024. „Wir haben Bedarfe“, kündigt Kuhlmann an. Und lobt gleichzeitig Stadt und Politik: Dülmen verfüge über eine hervorragend ausgestattete Feuerwehr, Gleiches gelte fürs Rettungswesen. „Die einzige Herausforderung ist halt das Gebäude.“

Wobei: Für Kuhlmann ist die Wache mehr als ein Ort der Arbeit. Ihm sei wichtig, dass die Hauptamtlichen sich hier wohlfühlten, der Teamgeist passe. „Eine 24-Stunden-Schicht ist extrem, da sind Stimmung und Motivation wichtig.“ So gibt es seit Kurzem eine kleine Außenterrasse an der Wache, gebaut größtenteils in Eigenleistung - gerade im Sommer eine Bereicherung. „Motivierte Kollegen könnten im Ernstfall eventuell noch eine Schippe mehr leisten“, ist sich John Kuhlmann sicher. Egal ob im Brandschutz oder Rettungsdienst.